Ausgrenzung statt Chancengleichheit
Studie weist Diskriminierung von Studierenden und Schülern in Deutschland nach
- Diskriminierung als Alltagserfahrung? Szene aus einer Schule im Leipziger Osten (picture alliance / dpa / Waltraud Grubitzsch)
An Schulen und Universitäten gehört Diskriminierung einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zufolge zum Alltag: Ein Viertel aller Schüler und Studierenden mit Migrationshintergrund fühlt sich diskriminiert, Behinderte werden gemobbt, Homosexuelle beleidigt.
Nach dem 450-seitigen Ergebnisbericht, aus dem das ARD-Hauptstadtstudio vorab zitierte, hat jeder vierte Schüler oder Studierende mit Migrationshintergrund die Erfahrung gemacht, von anderen Schülern und Studierenden diskriminiert zu werden. Oft machten sich die Beschimpfungen an der türkischen oder arabischen Abstammung fest. Auch insbesondere das Tragen eines Kopftuchs sei Anlass für Diskriminierungen, berichtet unser Korrespondent Stefan Maas.
Sechs Prozent der Befragten mit einer Behinderung sagten, sie seien benachteiligt, ausgegrenzt oder gemobbt worden. Homosexuelle Schüler berichteten von Beleidigungen. Letzteren werde durch dadurch häufig jedes Selbstwertgefühl genommen, heißt es.
Forderung nach unabhängigen Beratungsstellen
Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, sagte bei der offiziellen Vorstellung einer Studie in Berlin, Deutschland könne es sich nicht leisten, das ganze Gruppen von Schülern und Studenten bei Bildung und Arbeit benachteiligt würden. An Schulen und Hochschulen müssten unabhängige Beratungsstellen eingerichtet und die bestehenden Beschwerdestellen in Unternehmen gestärkt werden.
Auch im Verhältnis von Lehrern und Schülern sind Diskriminierungen der Studie zufolge alltäglich. Die Ausgrenzung bleibt nicht ohne Folgen: Sie wirkt sich negativ auf Leistung und Arbeitsmotivation aus. Nicht zuletzt erlebten Eltern behinderter Kinder oder Eltern mit Migrationshintergrund erschwerte Bedingungen, wenn sie ihre Kinder einschulen oder in integrativen Einrichtungen anmelden wollen. Der Bericht soll dem Bundestag vorgelegt werden.
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