Chodorkowski-Verhaftung erschüttert russische Finanzmärkte
Medien warnen vor Rückfall in sowjetische Zeit
Die Verhaftung des russischen Öl-Magnaten Chodorkowski hat die Finanzmärkte des Landes schwer erschüttert. Die Moskauer Börse setzte am Montag den Handel für eine Stunde aus, nachdem die Aktie des größten Ölunternehmens des Landes, Jukos, um rund 20 Prozent eingebrochen war. Auch der Aktienindex RTS hatte stark nachgegeben. Chodorkowski ist Vorstandsvorsitzender der Ölgesellschaft Jukos.
Der russische Präsident, Wladimir Putin, erklärte unterdessen, er werde sich nicht für eine Freilassung von Chodorkowski einsetzen, sondern die Angelegenheit der zuständigen Justiz überlassen. Zugleich erklärte Putin, die Verhaftung sei kein Indiz dafür, dass die Privatisierungen der neunziger Jahre wieder rückgängig gemacht werden sollten.
Die russischen Medien zeigten sich am Montag besorgt über die Verhaftung des prominenten Wirtschaftsmagnaten. In zahlreichen Kommentaren wurde die Sorge vor einer Rückkehr von Unterdrückungspraktiken aus sowjetischer Zeit ausgedrückt. Die "Novaja Gazeta" mutmaßte, das Ziel der Aktion sei, ein Klima der Angst zu erzeugen.
Auch das US-Außenministerium zeigt sich besorgt
Auch das US-Außenministerium zeigte sich besorgt über die Festnahme des Öl-Milliardärs. Außenamtssprecher Richard Boucher erklärte, man verfolge den Fall und dessen Auswirkungen auf das Justizsystem und das Wirtschaftsklima in Russland. Washington warnte vor negativen Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft.
Betrug und Steuerhinterziehung
Dem Öl-Manager Chodorkowski werden Betrug und Steuerhinterziehung zur Last gelegt. Zurzeit befindet er sich in einem Moskauer Gefängnis. Chodorkowski war am Samstag von einer Spezialeinheit auf dem Flughafen von Nowosibirsk festgenommen worden. Die Behörden ermitteln seit einigen Monaten gegen den Konzern Jukos und seine führenden Mitarbeiter.
Chodorkowski gilt als der reichste Mann Russlands. Beobachter vermuten, dass hinter dem Vorgehen das Bemühen der Regierung steht, Chodorkowski von einer weiteren politischen Betätigung abzuhalten. Der Jukos-Chef unterstützt oppositionelle Gruppen. In der Öffentlichkeit wurde ferner über eine Präsidentschaftskandidatur von Chodorkowski im Jahr 2008 spekuliert.
Rückschlag für russische Wirtschaft
Der Chefökonom der Weltbank in Moskau, Christof Rühl, wertet die Verhaftung als Rückschlag für die wirtschaftliche Entwicklung Russlands.
Interview mit Christof Rühl Beiträge Interview - Nach der Chodorkowski-Verhaftung