Duisburg trauert um Loveparade-Opfer
Weniger Besucher als erwartet
- Norbert Lammert, Angela Merkel, Bettina und Christian Wulff sowie Hannelore Kraft auf der Trauerfeier. (AP)
Angehörige, Rettungskräfte, Kirchenvertreter und deutsche Spitzenpolitiker haben heute den Opfern der Loveparade gedacht. Vor einer Woche waren bei einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 500 Besucher wurden verletzt. In der Salvatorkirche in Duisburg fand ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt.
Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff (CDU) kamen auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP), die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).
"Die Loveparade wurde zum Totentanz", sagte Nikolas Schneider, der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland. Er leitete den Gedenkgottesdienst gemeinsam mit dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck.
Vor dem Beginn der Trauerfeier hatte sich die Stadt auf Tausende Besucher eingestellt. Deswegen war der Gottesdienst nicht nur vor der Salvatorkirche, sondern unter anderem auch im Duisburger Fußballstadion übertragen worden. Allerdings kamen weniger Menschen als erwartet - nur 2600 versammelten sich im Stadion. Am Nachmittag fand ein Trauermarsch vom Hauptbahnhof bis zu dem Ort, an der vor einer Woche die Massenpanik ausgebrochen war, statt. Die Veranstalter hatten mit 15.000 Teilnehmern gerechnet, es wurden dann aber nur 650.
Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) kam nicht zur Trauerfeier - er habe Morddrohungen erhalten. Außerdem wollte er nicht durch sein Erscheinen provozieren. Politisch gerät Sauerland derweil immer stärker unter Druck. Auch in der Union werden die Forderungen nach einem Rücktritt lauter.
Vor einem Jahr war die Loveparade in Bochum abgesagt worden - wegen Sicherheitsbedenken. "Die bestanden hauptsächlich darin, dass in Bochum einfach ein geeigneter Ort, der die Weite aufwies, dass sich eine solche Veranstaltung entfalten konnte, nicht gefunden werden konnte - jedenfalls nicht gefunden werden konnte unter Berücksichtigung der notwendigen Sicherheit", sagte der ehemalige Polizeipräsident Bochums, Thomas Wenner, im Deutschlandfunk. Veranstaltungen wie die Loveparade seien zwar weiterhin machbar, aber nur mit ausreichender Fläche.
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