Ruf nach ganzheitlicher Energiepolitik
Kongress Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft in Berlin
- Erneuerbare Energien müssten im Zusammenhang mit konventionell erzeugtem Strom gedacht werden, erklärt Geschäftsführerin Hildegard Müller. (AP)
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft begrüßt den erwarteten Kompromiss bei der Kürzung der Solarstromförderung. Für Hildegard Müller, die Geschäftsführerin des Verbandes, ist die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern beim Thema Solarstrom aber nur ein Anfang.
Der Verband hält es für unerlässlich, dass Bund und Länder in Zukunft ganz generell besser zusammenarbeiten.
Hildegard Müller: "Wir brauchen nicht 16 Einzelplane in 16 Bundesländern, die dann nach Landtagswahlen wieder korrigiert werden. Wir brauchen auch keine Energiepolitik in den Bundesländern, die ähnlich, wie einst die Bildungspolitik, zum Lieblingsspielball der Landesregierungen wird, ideologisch aufgeladen und insgesamt nicht durchdacht. Was wir brauchen ist ein Plan, ein gemeinsamer Plan für Deutschland, ein Konzept, eingebettet in den europäischen Binnenmarkt für Strom und Gas."
Laut Hildegard Müller muss die Politik in Zukunft stärker ganzheitlich agieren. Das heißt: Erneuerbare Energien im Zusammenhang denken mit konventionell erzeugtem Strom und im Zusammenhang mit weiteren Energieträgern wie zum Beispiel dem Gas.
Aber ein Modell der Zukunft muss nach Auffassung des Verbandes gleichzeitig ein quantitatives Wachstum erneuerbarer Energien möglich machen:
"Denn nur so können wir die klimapolitischen Ziele erreichen. Das Modell der Zukunft muss so konstruiert sein, dass es anpassungsfähig ist an ein europäisches Modell, denn nur so können wir eine effiziente Versorgung sicherstellen. Es muss so konstruiert sein, dass es Innovationen fördert, denn nur so können wir die Komponenten zum Beispiel zur Sicherstellung von Systemdienstleistungen entwickeln, die wir brauchen."
Kurz: Der Bundesverband Energie- und Wasserwirtschaft fordert geänderte gesetzliche Rahmenbedingungen. Was ihm besonders wichtig ist: Wenn nicht ausreichend Stromnetze zur Verfügung stünden, dann dürfe es auch keinen Einspeisevorrang für erneuerbare Energien geben.
"Dann muss die Ausbauampel von Grün auf Gelb oder sogar auf Rot geschaltet werden. Abgeregelt, aber teuer bezahlt, das darf nicht der Slogan der deutschen Energiewende werden, meine Damen und Herren. Riesige Kapazitäten aufzubauen, die nicht genutzt werden können, der Nutzung immens teure und komplizierte Ausreichslegung erfordert, das meine Damen und Herren, ist absurd."
Der zukünftige Strommarkt müsse sich stärker an Wettbewerb und Kosteneffizienz orientieren, sagte Verbandspräsident Ewald Woste. Aber ohne die Bürger werde es nicht gehen:
"Wir verändern hier eine komplette Produktionsstruktur Energieversorgung oder Produktion wird wahrnehmbar werden für die Bürger durch Windparks, durch Photovoltaik und auch durch Netzausbau. Das wird die Gesellschaft belasten, das wird extreme Diskussionen geben. Und der wichtigste Punkt ist, dass wir die Menschen mitnehmen müssen."
Bundesumweltminister Peter Altmeier, der später am Tag zum Kongress stieß, hielt die Forderungen des Verbanden in vielen Punkten für nachvollziehbar.
"Wir brauchen einen nationalen Energiekonsens", sagte er. Bisher habe die Politik zu sehr auf den schnellen und umfassenden Ausbau der erneuerbaren Energien geschaut. Künftig müsse das Gesamtsystem im Vordergrund stehen.
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Kürzung der Solarförderung - Folgen für Verbraucher - DLF, Umwelt und Verbraucher vom 27.6.2012)
"Keine Energiewende am Ende für den Verbraucher noch viel teurer" - LichtBlick-Vorstand will Stromsparen belohnen - (DKultur, Interview vom 7.6.2012)
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