Interview der Woche im Deutschlandfunk Ärztepräsident Reinhardt: Cannabis Legalisierung stoppen

Die Ampelregierung hat es sich vorgenommen, die kontrollierte Abgabe von Cannabis neu zu regeln - auch um den illegalen Handeln und die damit verbundene Kriminalität zu bekämpfen. Ärztepräsident Klaus Reinhardt hält nichts davon und plädiert für eine Abkehr von den Plänen, weil gerade der illegale Handel dadurch nicht gestoppt werde.

So würden etwa in Kanada, wo die Abgabe von Cannabis bereits in gewissem Rahmen legalisiert ist, immer noch 40% illegal gehandelt, erklärte Reinhardt im Interview der Woche des Deutschlandfunks. „Das heißt ein hochrelevanter Anteil findet weiterhin in einem Milieu statt, das illegal ist und bei dem nicht klar ist, was erworben wird und zwar deshalb, weil dort THC Konzentrationen angeboten werden die im legalen Markt nicht erwerbbar sind“
Die gesetzlichen Wirkstoffbeschränkungen sind auch in Plänen des Gesundheitsministers enthalten. Deshalb sei die Vorstellung mit der Legalisierung den illegalen Handel auszutrocknen falsch. „Ich finde, die ist durch wissenschaftliche Beobachtungen von Ländern in denen das schon stattgefunden hat, nicht belegt“ erklärt Reinhardt.
Reinhardt zeigt sich auch skeptisch, ob gerade der Konsum bei Jugendlichen nach einem zu erwartenden Anstieg durch eine Freigabe sich wieder zurückentwickeln wird. „Wir haben doch gar keine Möglichkeit im Kleinen zu schauen und zu verhindern, dass Menschen für die Cannabis nachgewiesen ernsthaft ein Problem und schädlich ist, nämlich im adoleszenten Alter, dann konsumiert wird“ erklärt er. Für Reinhardt gehört der Gesetzentwurf deshalb in die Tonne: „Ja, das würde ich sagen“, betont der Ärztepräsident.
Krankenhausreform muss kommen
Keine Zweifel lässt Reinhardt dagegen an der geplanten Krankenhausreform des Gesundheitsministers aufkommen. „Das ist eine notwendige Reform“, betont Reinhardt im Deutschlandfunk. Von einem Klinikkahlschlag könne aber keine Rede sein. „Das fürchte ich nicht und das halte ich auch für Panikmache, wenn man solche Äußerungen und Feststellungen trifft“. Eine Pleitewelle sei wohl nur dann unabwendbar, wenn nichts geschehen würde, weil die Bundesländer in der Vergangenheit ihren Finanzierungsaufgaben nicht nachgekommen sind, weshalb nicht wenige Krankenhäuser vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten stehen. „Und deshalb ist es wichtig, dass es diese Reform gibt. „Wenn man das dem Markt und einem freien Spiel der Kräfte überlässt dann führt das nicht zu einer vernünftigen und sinnvollen Anpassung an die Erfordernisse“, betont Reinhardt.
Gesundheitskompetenzen stärken
Zu einer Entlastung des Gesundheitswesens gehört für Reinhardt aber auch eine größere Gesundheitskompetenz der Bürger. Die ist Studien zufolge seit Jahren rückläufig, und führt zu häufigeren Arztbesuchen, als dies vielleicht notwendig sei: „Es wäre klug und gut, wenn man sich vielleicht schon im Bildungswesen hinsetzen und kucken würde, ob nicht Kinder rund Jugendliche im Rahmen der ganz normalen schulischen Bildung auch zusätzlich in dieser Hinsicht unterrichtet werden.“
Das Interview führte Volker Finthammer, Korrespondent im DLF-Hauptstadtstudio.
Der Deutschlandfunk sendet das Interview am kommenden Sonntag, 28.05.2023 um 11.05 Uhr. 
Im Anschluss ist das Interview der Woche auf der Website nachzulesen:
https://www.deutschlandfunk.de/interview-der-woche.867.de.html
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