„Ein technisches Superding“Architekt des Deutschlandfunk-Hochhauses Gerhard Weber

Dokumentation über Gerhard Weber, Architekt des Deutschlandfunk-Gebäudes

Schwarz-Weiß Aufnahme eines Hochhaus-Rohbaus mit Kränen.
Im Rohbau: das Deutschlandfunk-Gebäude in Köln Mitte der 70er-Jahre (Deutschlandradio/Rüdiger Paul)
Rund 44 Jahre nach seiner Einweihung wurde das Kölner Funkhaus von Deutschlandradio unter Denkmalschutz gestellt. Es war das letzte vollendete Großprojekt des Architekten Gerhard Weber. Dessen Biografie, seine wichtigsten Werke und die Baugeschichte des Funkhauses sind Thema einer Dokumentation, die ab sofort vor Ort gezeigt wird.
Bei Baubeginn, 1974, blickte Gerhard Weber bereits auf eine fast 40-jährige Karriere zurück. Nach einem Studium am Bauhaus durchlief er verschiedene Stationen und arbeitete etwa am Hochbauamt der Stadt Frankfurt/Main, als Professor für Entwurfslehre an der TU München und als freier Architekt.
Seine Bauwerke waren mitunter wegweisend. So wurde sein sogenanntes Atom-Ei, der Forschungsreaktor für Atomenergie der TU München von 1957, zu einer Ikone der bundesrepublikanischen Nachkriegsarchitektur. Doch auch Webers Theaterbauten der 50er-Jahre erfuhren internationale Aufmerksamkeit aufgrund ihrer völlig neuen Gestaltung. Es folgten in den 60erbis 70er-Jahren zahlreiche Verwaltungsgebäude, die mit teils futuristischer Anmutung im heute Brutalismus genannten Stil gebaut worden sind.
1969 entschied der Verwaltungsrat des Deutschlandfunks, den Vorentwurf Gerhard Webers zu bauen. Für den Turm des Gebäudekomplexes wählte Weber eine anspruchsvolle Hängekonstruktion, die dem Brückenbau entlehnt ist. Gebaut wurde von oben nach unten: Zuerst entstand ein 100 Meter hoher Stahlbetonkern, auf dem eine Kragkonstruktion montiert wurde. Von hier wurden die Stockwerke geschossweise abgesenkt. In den schräg verlaufenden Betonträgern auf dem Dach stecken die Stahlseile, an denen die Etagen hängen.
Doch nicht nur der Bau, sondern auch die Innenausstattung waren beeindruckend. Die örtliche Presse titelte bei der Einweihung „Ein technisches Superding“ und bezog sich damit auf die modernen Studios, Schneideräume und die Rundfunktechnik, die auf dem neuesten Stand waren. Mit dem repräsentativen Sendesaal – heute Deutschlandfunk Kammermusiksaal – knüpfte Gerhard Weber an seine viel beachteten Konzert- und Theatersäle der 50er-Jahre an. Auch der Kammermusiksaal im Kölner Funkhaus erfüllt mit seiner hervorragenden Akustik bis heute höchste Ansprüche an einen modernen Konzert- und Veranstaltungsraum.
Für die Belegschaft von Deutschlandradio am Standort Köln heißt es nun: arbeiten in einem Denkmal. Damit ziehen sie den Berliner Kolleginnen und Kollegen nach, denn das dortige Funkhaus steht bereits seit 2005 unter Denkmalschutz.
MEHR ZUM THEMA
Die Dokumentation „Gerhard Weber. Architekt des Deutschlandfunk-Gebäudes in Köln“ kann im Foyer des Kammermusiksaals im Funkhaus Köln besucht werden. Nähere Informationen finden Sie unter deutschlandradio.de/besuch