Achtsam ins neue Jahr startenWas tut mir gut? Was will ich beitragen?

Mehr Sport machen, weniger Süßigkeiten essen – viele von uns starten mit frischen und guten Vorsätzen ins Jahr. Mitte Januar haben wir dann wieder den Weg ins Fitnessstudio vergessen und stattdessen die neue Pistazie-Keks-Mango-Schokolade ausprobiert, drei Tafeln davon. Das ist auch alles nicht schlimm. Achtsam ins Jahr zu starten, heißt eben nicht, sich Dinge zu verbieten, sich zu geißeln und zu verurteilen. Ganz im Gegenteil.

Illustration: Eine Wasserflasche, Kopfhörer, Hanteln, Sportschuhe, ein Apfel, ein Notizblatt und ein grünes Monsterablatt liegen auf einer bunten Oberfläche
Vorsätze im neuen Jahr: Psychologin Main Huong Nguyen und Moderatorin Diane Hielscher zeigen Wege zum Erkennen der eigenen Wünsche auf (imago/YAY Images)
Achtsam ins Jahr starten heißt vor allem innehalten, ruhig werden und nach innen horchen. Sich selbst wichtige Fragen zu stellen, ist achtsam. Was tut mir gut? Was will ich beitragen? Wer bin ich in dieser Welt? Was ist mir eigentlich wichtig? Das klingt erst einmal anstrengend und aufwendig. Es geht nicht darum, auf all diese Fragen sofort Antworten zu finden. – Oft nehmen wir uns irgendwelche Dinge fürs neue Jahr vor, obwohl wir sie gar nicht wollen. Wir denken, wir müssten etwas Bestimmtes tun, weil die anderen das auch machen, die Gesellschaft das so verlangt, die Eltern, die Ehefrau oder die Geschwister. Aber bevor wir uns Vorsätze fürs neue Jahr nehmen, ist es ratsam, erst unseren inneren Kompass zu befragen, in welche Richtung es überhaupt gehen soll. Will ich mein zweites Staatsexamen wirklich schaffen oder mache ich das nur, weil mein Vater das will? Möchte ich von ganzem Herzen dieses Haus kaufen oder nicht lieber in einem Apartment in Barcelona leben?
Nur wenn wir uns wirklich mit unseren Bedürfnissen auseinandersetzen und uns selbst zuhören, können wir uns Dinge vornehmen, die wirklich in unser Leben passen. „Ich will dreimal die Woche Squash spielen”, das passt nicht in unser Leben, wenn wir uns eigentlich nach Stille sehnen.
Sich selbst zuzuhören, klingt irgendwie abstrakt, ist aber eigentlich gar nicht so schwer. Jede und jeder wird einen anderen Draht zu sich selbst finden. Manche können ihrer Intuition und der inneren Stimme am besten auf ausgiebigen Waldspaziergängen zuhören. Andere schreiben in ihr Tagebuch, was sie zum Strahlen bringt und was sie sich von Herzen wünschen. Wieder andere gehen in die Sauna, denken auf Zugfahrten über ihr Leben nach, sprechen mit ihren Herzensmenschen oder meditieren. Es gibt so viele Zugänge zu uns selbst, wie es Menschen gibt. Nur eines gehört unbedingt dazu: Bildschirmpausen. Nur wenn wir es schaffen, uns von Netflix, Instagram, Facebook und Chats loszureißen, werden wir wieder mit uns selbst kommunizieren können. Das ist Voraussetzung, um achtsam und intentional ins Jahr zu starten – ohne Druck, Stress oder Verbote. Fühlen wir dann, dass wir etwas wirklich wollen, dann wird die Umsetzung auch keine leidige Pflicht mehr sein. Wir werden Wege finden, es zu verwirklichen.
Der Psychologe Dr. John Bargh schreibt in seinem Buch „Vor dem Denken – Wie das Unbewusste uns steuert”: „Unsere Ziele und Bedürfnisse machen uns empfänglicher für Informationen, die dazu beitragen können, dass wir diese Ziele erreichen und diese Bedürfnisse befriedigen. (…) Ihr Unbewusstes erkennt Ihre wichtigen Ziele daran, wie oft Sie bewusst an sie denken und wie viel Zeit und Mühe Sie für sie aufwenden.” Wir können unser Bewusstsein selbst ordnen und damit die passenden Ziele und unser Jahr 2023 erschaffen, so wie wir es wollen. Aber nur, wenn wir uns selbst achtsam zuhören.
SENDEHINWEIS

Donnerstags, 22.00 Uhr
Achtsam – Mit Main Huong und Diane
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