Rückblick auf die Sitzung des Hörfunkrats am 8. September 2016 in Berlin

Der Deutschlandradio-Hörfunkrat hat sich auf seiner Sitzung am 8. September mit den Zuwächsen der Programme bei der aktuellen Media Analyse, der Konvergenzstrategie des Hauses, dem Jahres- und Konzernabschluss für 2015 und der Novellierung des Deutschlandradio-Staatsvertrages befasst.
Ausgezeichnete Werte bei der Media Analyse 2016 Radio II
Laut der Media Analyse 2016 Radio II und den neuesten Zahlen zur Online- und Social-Media-Nutzung konnten Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur ihre Spitzenstellung unter den gehobenen Programmen weiter ausbauen. Frank Schildt, Vorsitzender des Hörfunkrates: „Die Gattung Radio bleibt attraktiv – über alle Altersklassen hinweg, auch bei den Jungen. Die ausgezeichneten Werte für Deutschlandradio sprechen für die publizistische Qualität der Programme und die andauernde Schärfung ihrer Profile.“ Intendant Dr. Willi Steul betonte: „Der Rekord von täglich 522.000 Hörerinnen und Hörer für Deutschlandfunk Kultur ist eine eindrückliche Bestätigung für den mit der Programmreform 2014 eingeschlagenen Weg“.
Auch die Online- und Social-Media-Nutzung entwickelt sich sehr positiv. Streaming, Audio on Demand sowie die Abrufe auf Drittplattformen wie Podcasts auf Spotify oder iTunes verzeichneten signifikante Wachstumszahlen, die Zahl der Facebook-Fans und Twitter-Follower stieg binnen eines halben Jahres zwischen 14 und 49 Prozent. Yvonne Magwas, stellvertretende Vorsitzende des Hörfunkrats: „Es ist richtig, diese Ausspielwege immer stärker einzubeziehen. Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache und zeigen das Potenzial, das mit einem stringenten Markenauftritt erschlossen werden kann.“
Zustimmung für Konvergenzstrategie
Programmdirektor Andreas Weber erläuterte die „Konvergenzstrategie“ des Hauses, darunter die Visualisierung des Radios im Internet. Projekte für Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova werden, teilweise in Kooperationen mit BR, SWR und der Deutschen Welle, entwickelt. Programmdirektor Weber: „Es gibt nicht den einen Weg, wie Radio sich für die Zukunft aufstellt. Deutschlandradio wird auf allen modernen Verbreitungswegen präsent sein. Wir müssen dort sein, wo die Menschen sind. Dies wird zu Recht von den Beitragszahlern erwartet. Wir sind neugierig und haben viele Ideen.“
Die „Konvergenzstrategie“ bedeutet für Deutschlandradio im einzelnen:
  • Um die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer nach konvergenten Angeboten zu erfüllen, ist die Ausdifferenzierung der Verbreitungswege genauso erforderlich wie die Weiterentwicklung der linearen Redaktions- und Produktionsprozesse zu konvergenten Redaktions- und Produktionsprozessen.
  • Es ist für Deutschlandradio entscheidend, die richtigen Antworten auf die sich vollziehenden Veränderungen in der Mediennutzung der jeweiligen Zielgruppe zu geben. Folglich muss Deutschlandradio die Herausforderungen der Medienkonvergenz ins Zentrum seiner strategischen Ausrichtung stellen.
  • Weil Deutschlandradio das „Leitmedium für Information und Kultur“ sein will und „Nähe und Präsenz auf allen Plattformen“ als Zielhorizont ansieht, muss es die programmlichen Leistungen seinen Publika dort anbieten, wo sie es von vom Nationalen Hörfunk erwarten, in der Qualität, die Deutschlandradio ausmacht. Nur dann kann das Haus „erste Adresse für publizistische Qualität“ sein.
  • Voraussetzungen der zu entwickelnden Angebotsstrategie sind der Ausbau des medienübergreifenden redaktionellen Arbeitens sowie die Schaffung innovationsfördernder und ressourceneffizienter Prozesse und Strukturen.
Markenarchitektur
Im Kontext der „Konvergenzstrategie“ befasste sich der Hörfunkrat in nichtöffentlicher Sitzung auch mit der Markenarchitektur von Deutschlandradio. Die strategische Markenführung ist nach Auffassung des Gremiums auch für öffentlich-rechtliche Medienunternehmen unverzichtbar. Das gilt einmal mehr in Zeiten der Medienkonvergenz. Ziel muss es sein, mit einem hochwertigen linearen und nicht-linearen Angebot über alle Vertriebswege eine möglichst große Zielgruppe von Hörerinnen und Hörern, Nutzerinnen und Nutzern zu erreichen – denen klar ist, wer ihnen diese qualitativ hochwertigen Angebote macht. Gerade in der Verdichtung ist es wichtiger denn je, dass Marken Stärke besitzen und in der digitalen Welt schnell und deutlich erkennbar sind.
Der Programmdirektor von Deutschlandradio, Andreas Weber, präsentierte dem Hörfunkrat die neue digitale Nachrichtenmarke für Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova: „DLF24“. Die vor wenigen Monaten gestartete Nachrichten-App verzeichnet bereits jetzt erheblich steigende Nutzerzahlen. Mit DLF 24, das vorwiegend über Smartphones rezipiert wird, können vor allem mehr Jüngere erreicht werden.
Hörfunkrat entlastet Intendanten
Nach den Beratungen und auf Vorschlag des Verwaltungsrats hat der Hörfunkrat zudem den Jahresabschluss 2015 genehmigt und den Intendanten einstimmig entlastet. Der Fehlbetrag in Höhe von 1,1 Mio. Euro in der Finanzrechnung nach Zuführung der Sonderrücklage für Beitragsmehrerträge fällt deutlich niedriger aus als geplant. 
Änderungen im Deutschlandradio-Staatsvertrag
Der Hörfunkrat befasste sich auch mit dem Stand der Änderungen im Deutschlandradio-Staatsvertrag, die von der Rundfunkkommission der Länder vorgelegt wurden. Das Gremium hat im Rahmen der Konsultationsphase dazu Stellung genommen. So werden unter anderem klarstellende Formulierungen zu den Ländervertretern in den Aufsichtsgremien angemahnt oder eine Fortbildungsregelung für Gremienmitglieder angeregt.
Ferner entsandte der Hörfunkrat einstimmig Herrn Prof. Dr. Franz Riemer vom Landesmusikrat Niedersachsen in den nichtständigen Ausschuss Unternehmensstrategie. Herr Prof. Dr. Riemer folgt in dem Ausschuss auf Herrn Rainer Kleibs vom Landesverband Sachsen-Anhalt des Deutschen Roten Kreuzes. Herr Kleibs ist aus dem Hörfunkrat ausgeschieden.
Sitzung des Programmausschusses
Schon am Vorabend hatte sich der Programmausschuss des Hörfunkrats vom thüringischen Landeskorrespondenten Henry Bernhard über seine Arbeit unterrichten lassen, sich über neue Formate wie „Eine Stunde History“ von Deutschlandfunk Nova informiert und sich mit den eingegangenen Programmbeschwerden befasst. Alle Beschwerden wurden als nicht begründet abgelehnt.
Die nächste öffentliche Sitzung des Hörfunkrats findet am 1. Dezember 2016 in Berlin statt.
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