
Historische Daten, Statistiken, wissenschaftliche Studien – die Sendungen von Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova sind regelmäßig vollgepackt mit Fakten. Wer sorgt eigentlich dafür, dass sich hier keine Fehler einschleichen? In erster Linie sind es die Redaktionen, die die inhaltlichen Schwerpunkte setzen: Redakteure und Redakteurinnen wählen gemeinsam mit Autorinnen und Autoren Themen aus, feilen an der Sprache der Beiträge und überprüfen alle Behauptungen auf ihre Richtigkeit.
Für die inhaltliche Richtigkeit gibt es seit März 2024, also seit ziemlich genau einem Jahr, die Faktencheck-Unit als zusätzliches Angebot für die Redaktionen: Angesiedelt in der Abteilung Dokumentation und Archive, bündelt das Team dabei dokumentarische und journalistische Erfahrung und kann die Redaktionen so auf verschiedenen Ebenen bei der faktentreuen Berichterstattung unterstützen.
Fakten checken - wie sieht das konkret aus?
Eine Kernaufgabe der Unit ist es, Manuskripte einzelner Sendungen vor der Produktion einem zusätzlichen Faktencheck zu unterziehen. Dabei wird jede Behauptung der Autorinnen und Autoren noch einmal auf den Prüfstand gestellt: Sind alle Zahlen, Daten und Fakten korrekt wiedergegeben? Fehlt vielleicht noch wichtiger Kontext zu einer Behauptung? Sind alle Aussagen mit seriösen Quellen belegt? Dabei arbeiten die Faktenchecker immer nach dem Zwei-Quellen-Prinzip: Zu jeder Aussage müssen zwei voneinander unabhängige Quellen vorliegen, die die Darstellung bestätigen. Ausnahmen sind Primärquellen wie Experteninterviews, historische Dokumente oder Informationen von Behörden.
Gerade bei großen Produktionen bietet der neutrale Blick von außen zusätzliche Sicherheit. Oft stellt sich bei Autor und Redakteurin nach einer langen und intensiven Zusammenarbeit an einem Thema nämlich eine gewisse Faktenblindheit ein: Behauptungen im Skript werden als selbstverständlich wahr angenommen. In den meisten Fällen sind sie das auch, nach einem Faktencheck ist dies aber immer auch mit Quellen belegt.
Auch bei strittigen Themen wird die Faktencheck-Unit oft hinzugezogen und sondiert bei einzelnen Textstellen die Quellenlage. Das kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise geschehen: Mal recherchiert die Unit, ob es zu einem Thema noch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, mal rechnet sie eine Statistik noch einmal durch. Oft kommen dabei auch spezielle Methoden der digitalen Recherche zum Einsatz. So lässt sich zum Beispiel über Satellitenbilder nachvollziehen, ob der Baufortschritt eines Gebäudes in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba wirklich so weit ist, wie es offizielle Quellen verlauten lassen. Auch bei Bild-, Ton- und Videomaterial schauen die Faktenchecker noch mal genauer hin und prüfen, ob beispielsweise Nutzervideos aus den sozialen Netzwerken in einem falschen Kontext geteilt wurden oder ob es Hinweise gibt, dass das Material digital manipuliert oder mit KI erstellt wurde.
Fake News enttarnen
Im hektischen Nachrichtenalltag der aktuell arbeitenden Redaktionen ist für einen Manuskript-Faktencheck natürlich keine Zeit, aber auch hier bietet die Unit Unterstützung an. So können die Redaktionen beispielsweise vor Interviews kompakte Briefings zu aktuellen Themen anfordern, wobei ein besonderes Augenmerk auf Falschbehauptungen liegt, die im politischen Diskurs oder in den sozialen Netzwerken verbreitet werden.
Bei großen Ereignissen wie der diesjährigen Bundestagswahl oder in unübersichtlichen Nachrichtenlagen spielen die sozialen Netzwerke eine immer größere Rolle. Bei weltweiten Konflikten, aber auch bei Anschlägen in Deutschland sind es zunehmend von Nutzern aufgenommene Bilder und Videos, über die ein Ereignis zuerst zu sehen ist. Dabei ist aber oft nicht klar, aus welcher Quelle das Material stammt oder mit welcher Intention es geteilt wurde – oft führen solche Beiträge auch gezielt in die Irre. Daher nehmen die Faktenchecker bei Deutschlandradio die sozialen Netzwerke in solchen Nachrichtenlagen verstärkt ins Visier und trennen Fakten von Falschbehauptungen. So werden die Redaktionen bei der Recherche und Verifikation entlastet und es wird im schlimmsten Fall verhindert, dass sich Gerüchte und Falschbehauptungen ins Programm einschleichen.
Und wenn trotz all dieser Sicherheitsvorkehrungen doch Fehler passieren? Dann gehen wir bei Deutschlandradio auch damit transparent um. Der Fehler wird korrigiert, indem zum Beispiel eine falsche Aussage aus einem Audiobeitrag entfernt oder eine Formulierung in einem Online-Artikel geändert wird. Außerdem veröffentlichen wir einen Hinweis auf unseren Korrekturenseiten und stellen dort noch einmal dar, was genau aus welchem Grund korrigiert wurde. Ziel der Faktencheck-Unit ist es dabei, viele solcher Fehler schon abzufangen, bevor sie die Hörerschaft erreichen.