Exklusive Recherche zum Hilfspaket "Neustart Kultur"Wie Galerien und Kunstmessen mehrfach von Corona-Hilfen profitiert haben

Galerien und Kunstmessen haben Corona-Hilfen bekommen, obwohl es ihnen im ersten Pandemie-Jahr wirtschaftlich kaum schlechter ging als vorher. Das zeigen Recherchen von Deutschlandfunk Kultur. Demnach bezogen die Messen und Galerien mehrfach Gelder aus verschiedenen Förderprogrammen, die im Rahmen des Hilfspakets „Neustart Kultur” aufgelegt wurden. Galerien konnten so Summen im fünf- bis sechsstelligen Bereich einwerben. Der tatsächliche Bedarf wurde nicht überprüft.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) stellt am 21.08.2020 die Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung "Neustart Kultur" vor.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) stellt am 21.08.2020 die Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung "Neustart Kultur" vor. (picture alliance /dpa-Zentralbild / Britta Pedersen)
Unter den Empfängern der Corona-Hilfen des Bundes für die Kunst finden sich zahlreiche bekannte Namen der Branche, wie etwa die König Galerie, Eigen + Art, Esther Schipper, Jarmuschek & Partner und Sprüth Magers.
Das Corona-Hilfspaket „Neustart Kultur“ umfasst insgesamt etwa zwei Milliarden Euro. Mehr als 100 Millionen Euro davon flossen in den Bereich Bildende Kunst, wie die Erhebungen von Deutschlandfunk Kultur erstmals zeigen. Vermutlich etwa 30 Prozent dieser Gelder gingen an Kunstmessen und Galerien, also an Unternehmen des kommerziellen Kunstmarkts.
Daneben gibt es eine Sonderförderung für Kunstmessen: Einige ausgewählte Messen, darunter Art Cologne und Art Karlsruhe, gewähren ihren Ausstellern einen pauschalen Rabatt auf die Standmieten. Die Differenz wird den Messen vom Staat erstattet. Dieses Programm hat einen Umfang von über 12 Millionen Euro.
Kommerzielle Unternehmen des Kunstmarkts bezogen außerdem Gelder aus einem Förderprogramm, das der Deutsche Verband für Archäologie e. V. (DVA) verwaltet und das eigentlich für private Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten aufgelegt wurde.
Fragen nach einer gerechten Verteilung stellen sich auch bei der Künstlerförderung: So erhielten einzelne Künstlerinnen und Künstler mehrfach Stipendien, während gleichzeitig tausende Antragstellende leer ausgingen. Grund dafür ist, dass die Stipendien nach künstlerischer Exzellenz vergeben wurden und nicht nach Bedürftigkeit oder anderen sozialen Kriterien. Bei den Galerien hingegen erhielten vier von fünf der Antragsteller eine Zusage der Jury. 
Das Geld von „Neustart Kultur“ wurde größtenteils nicht direkt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) an die Empfänger ausgezahlt, sondern über Branchenverbände, Stiftungen, Vereine und Unternehmen.
Um herauszufinden, wohin das Geld aus dem Programm „Neustart Kultur“ geflossen ist und wie sinnvoll die Mittel eingesetzt wurden, hat ein Team von Deutschlandfunk Kultur mehr als 20 Förderprogramme und Programmmodule aus dem Bereich Bildende Kunst durchleuchtet. Die Recherche mit umfangreichem Datenmaterial ist auf deutschlandfunkkultur.de/kulturmilliarde abrufbar. 
Die Recherche im Radio:
Deutschlandfunk Kultur: Studio 9 am Morgen, 15. November um 7.35 Uhr 
Deutschlandfunk: Informationen am Morgen, 15. November um 8.37 Uhr