Last Exit KabulDie dramatische Flucht afghanischer Menschenrechtler

Eine Feature-Serie in drei Teilen über Mut und Zusammenstehen, über das Versagen der deutschen Institutionen und darüber, wie lang sich Monate in Lebensgefahr hinziehen können – beim Warten auf Visa und Ausreisegenehmigungen.

Bewaffnete Soldaten sichern den Flughafen Kabul in Afghanistan 2021, vor den Mauern stehen zahlreiche Menschen und Kinder hinter Stacheldraht.
2021: Rund um den bewachten Flughafen Kabul warten Menschen auf die Möglichkeit zur Flucht (Imago/Zuma Wire)
August 2021: Kabul wird von den Taliban überrannt. Vom Westen im Stich gelassen, bleibt der afghanischen Menschenrechtsgruppe AHRDO nur eine Option: sich selbst zu helfen.
„Hi Tom, it's me, Salim.“ Alles beginnt mit einer Voicemail auf der Mailbox unseres Autors Tom Mustroph, auf der im Hintergrund Schüsse zu hören sind. Auf einmal ist die Gewalt im fernen Afghanistan präsent, mitten in seinem Wohnzimmer. Als die Nato ihre Truppen aus Afghanistan abzieht, passiert das, was im Westen niemand geglaubt hat: Die Taliban erobern binnen Tagen das Land. Zurück bleiben diejenigen, die an den Aufbau der Demokratie in ihrem Land geglaubt haben. Unter ihnen auch die Mitglieder von AHRDO, der Afghanistan Human Rights and Democracy Organization. Obwohl ihre Namen auf deutschen Evakuierungslisten stehen, sitzen sie am Flughafen in der Falle, erleben dramatische Momente zwischen Hoffnung, Enttäuschung und Angst. Von den deutschen Soldaten vor Ort ist keine Hilfe zu bekommen. Während der damalige Außenminister Heiko Maas in Berlin verkündet, die Situation sei unter Kontrolle, erleben die afghanischen Menschenrechtler vor Ort Chaos und Desinteresse. Sie haben Kinder dabei, die Lage wird immer gefährlicher, doch niemand kümmert sich um sie. Evakuiert werden nur die eigenen Staatsbürger. Schließlich beschließt die Gruppe, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Doch wie kann die Flucht quer durch das von den Taliban besetzte Land gelingen?
Die Gruppe ist mittlerweile auf 150 Menschen angewachsen, darunter viele Alte und Kinder – niemand will seine Angehörigen der Rache der Taliban überlassen. Vom Exil in Kirgistan aus lotst Hadi Marifat seine Mitstreiter und ihre Familien über Land bis zur Grenze nach Pakistan. Eine logistische Meisterleistung. Doch auch jenseits der Grenze sind sie nicht sicher. Die pakistanische Stadt Quetta war lange eine Taliban-Hochburg – und der Einfluss der radikalen Islamisten ist immer noch groß. Polizeirazzien gegen „illegale“ afghanische Flüchtlinge sind allgegenwärtig. Die verzweifelten Bemühungen, die Ausreise der Gruppe in ein sicheres Drittland zu erreichen, werden zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Es gibt zwar Angebote, auch aus Deutschland, doch die rettenden Visa gelten nicht für alle. Was tun? 
Tom Mustroph hat die gefährliche Flucht aus der Ferne begleitet, er hat ihren Weg per Voicemail und Textnachrichten dokumentiert – und das Mastermind
der Flucht, AHRDO-Gründer Hadi Marifat, in Kirgistan besucht. Im Gespräch mit ihm versucht er zu ergründen, warum die Arbeit der Gruppe für die Taliban so bedrohlich ist.
Eine Serie über Mut und Zusammenstehen, über das Versagen der deutschen Institutionen und darüber, wie lang sich Monate in Lebensgefahr hinziehen können – beim Warten auf Visa und Ausreisegenehmigungen.
SENDEHINWEISE
Mikrokosmos – Die Kulturreportage
Last Exit Kabul

Fr., 5.8., 19.15 Uhr
Teil 1: In der Falle

Fr., 12.8., 19.15 Uhr
Teil 2: Auf eigene Faust

Fr., 19.8., 19.15 Uhr
Teil 3: Unter den Augen der Taliban