Anna Pfitzenmaier Das digitale Gedächtnis

Anna Pfitzenmaier ist als Fachkoordinatorin der Dokumentation von Deutschlandradio tätig. Ihren Beruf sieht sie als alles andere als langweilig und schätzt die Vielfalt im Arbeitsalltag.

Eine junge kurzhaarige Frau schaut in die Kamera.
Anna Pfitzenmaier, Fachkoordinatorin Dokumentation, Deutschlandradio (privat)
„So, du arbeitest im Archiv?“ – Auch wenn es unausgesprochen bleibt, oft blitzt in den Augenwinkeln oder der Stimme des Gegenübers die Frage auf: „… ist das nicht ein bisschen langweilig?“ Doch was von außen trivial erscheint – nach Sendung packen wir das „Ding“ in eine Datenbank –, langweilig ist es in meinem Arbeitsalltag nie. Rund um die Archivierung stellen sich viele mitunter komplexe Fragen, die dafür sorgen, dass Tage voller Videokonferenzen, Abstimmungen, Arbeit an Themen und Planungen nur so an mir vorbeirauschen.
STECKBRIEF
Name: 
Anna Pfitzenmaier, Berlin
Position: 
Fachkoordinatorin Dokumentation
Lieblingssendung: 
Zeitfragen Mo.– Fr., 19.05 Uhr
Essay und Diskurs So., 9.30 Uhr
Poscast „Ab 21“

Das Programm lebt weiter

Das liegt nicht nur daran, dass sich viele Produktionen nur mit viel Hirnschmalz in Datenbanken abbilden lassen; diese Datenbanken müssen weiterentwickelt werden, Workflows und Prozesse sind zu betrachten. Im Team müssen wir die Frage beantworten, welche Programminhalte archivwürdig sind, also dauerhaft konserviert werden sollen. Zur Aufbewahrung benötigen wir dann die relevanten Informationen, die die Produktion beschreiben, sogenannte Metadaten. Hier sind wir nicht (mehr) die Einzigen, denn das Programm „versendet“ sich nicht mehr so schnell, sondern lebt weiter. Einmal in der Welt, führen Produktionen ein umfangreiches Nachleben auf verschiedenen Kanälen. Die Digitalisierung hat vieles vom Kopf auf die Fü.e gestellt. Und mit dieser Entwicklung sind auch die Ansprüche unserer Nutzerinnen und Nutzer in vielerlei Hinsicht gestiegen. Produktionen von heute und von gestern sollen überall und jederzeit auffindbar und konsumierbar sein. Online geht das nur mit Metadaten, wie zum Beispiel Schlagwörtern bzw. Tags, Titeln, Mitwirkenden und Sendedaten.

Wertvoller Rohstoff Metadaten

Metadaten – was früher eine Nische von Dokumentarinnen und Dokumentaren war, wird heute überall in der Produktion benötigt. Ohne sie findet keine Produktion den Weg zu Ihnen, den Hörerinnen und Hörern. Hier beginnt für uns Pionierarbeit: Wir müssen unsere Kolleginnen und Kollegen von der Bedeutung der Metadaten überzeugen, das gewachsene und komplexe Wirrwarr an Daten entzerren und die richtigen Metadaten strukturieren. Der „need“ ist da, wie es so schön auf Neudeutsch heißt. Wir tragen dazu bei, dass das Deutschlandradio hier weiter vorangeht. Und wenn ich nach dichten Arbeitstagen und nicht weniger lebendigen Abendstunden mit meinen beiden Söhnen etwas Entspannung suche, öffne ich die Dlf Audiothek und werde selbst zur Konsumentin der hochwertigen und vielfältigen Programmangebote.

Von Anna Pfitzenmaier, Fachkoordinatorin Dokumentation, Deutschlandradio,
Aus dem Magazin, Ausgabe Oktober 2021