Carolin BornEU-Politik und Gesetzgebung in Brüssel

Portrait: Carolin Born
Carolin Born (Fanny Buchert)
STECKBRIEF
Name: Carolin Born, Brüssel
Position: Freie Deutschlandradio-Korrespondentin, Studio Brüssel
Lieblingssendungen:
Dlf
Informationen am Morgen Mo. – Fr., 5.05 Uhr, Sa., 6.10 Uhr
Dlf Kultur
Lesart Mo. – Fr., 10.05 Uhr
Wenn ich Themen aus Brüssel vorschlage, kommt es in den Redaktionen der Programme von Deutschlandradio selten zu Freudensprüngen und ein bisschen kann ich das verstehen: Die Probleme hier sind ganz schön knifflig. Es geht um viele, viele Milliarden, meistens gibt es Streit und am Ende steht ein komplizierter Kompromiss.

Kniffliges gut erklären

Oft genug zerbreche ich mir den Kopf darüber, wie sich ein Thema auf drei Minuten Beitragslänge herunterrechnen lässt – wenn es schon fast ein Drittel der Zeit braucht, um Grundbegriffe wie Trilog, Trio-Ratspräsidentschaft oder TTF zu erklären. Und es wird nicht leichter dadurch, dass Brüssel mit seinen Entscheidungen nur den Rahmen vorgibt, den die Mitgliedsstaaten dann erst mit Leben füllen.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich mit EU-Themen beschäftige. Beim freien Sender Radio Dreyeckland in Freiburg, bei dem ich Radiomachen gelernt habe, habe ich bereits bei einem Europa-Projekt mitgearbeitet. Aber ich habe hingeschmissen: Nichts gegen Freiburg, aber das Herz der EU-Politik ist es dann doch nicht. – Vieles ist mir erst bei meinem zweiten Anlauf klargeworden, in meinen mittlerweile gut eineinhalb Jahren vor Ort: an langen Plenartagen in Straßburg, beim dritten Kaffee mit den Abgeordneten in der Pressebar. Beim Hintergrundgespräch mit der Ministerin während eines Treffens in Luxemburg. Oder während der legendären Gipfelnächte, wenn die Staats- und Regierungschefs in Verhandlungen feststecken und Zeit ist, um mit anderen Journalistinnen und Journalisten zu plaudern. Und natürlich im Austausch mit unserem super Deutschlandradio-Team hier in Brüssel.

Finale Verhandlungsrunden

Besonders eindrücklich ist es für mich, ein Gesetz wirklich von Anfang an mitzubegleiten, also von der Vorstellung durch die EU-Kommission über die Beratungen zwischen den Ländern und im Parlament bis hin zum – und nun sage ich schon wieder das seltsame Wort – Trilog, also der finalen Verhandlungsrunde mit EU-Abgeordneten und Vertreterinnen und Vertretern der Mitgliedsstaaten. Dann versuche ich, in drei Minuten zu packen, wie die 705 Abgeordneten um ihre Position gerungen haben, welche Interessen die 27 Mitgliedsstaaten mitbringen und woran sich beide am Ende die Zähne ausgebissen haben. Dass mir davon mittlerweile weniger schwindlig wird, kommt hoffentlich auch bei den Hörerinnen und Hörern an. Und die kann ich nur ermuntern, Brüssel zu besuchen. Überall gibt es gute Pommes und leckere Pralinen und schön ist es auch fast überall. Vielleicht muss ich den Redaktionen mal ein touristisches Thema anbieten.