Christian JacobsModerne Archivarbeit (fast) ohne Klischees

Mitarbeiterporträt Christian Jacobs
Christian Jacobs, Dokumentar, Funkhaus Köln (Deutschlandradio/Bettina Fürst-Fastré)
STECKBRIEF
Name: Christian Jacobs
Position: Archivar, Abteilung Dokumentation und Archive
Lieblingspodcasts:
Einhundert
Auf Heimatsuche
Weltzeit
Über Archivarinnen und Archivare sind einige Gerüchte im Umlauf. Da geht es um Staub, dunkle Keller und Papier. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang, dass vor Jahren bei „Tatort“-Dreharbeiten im Kölner Funkhaus ein Archivarbeitsplatz als Filmkulisse aufgebaut wurde, der diesem Klischee entspricht; dabei gibt es im Raum nebenan authentische Archivarbeitsplätze, aber dort sieht man moderne Technik, Licht und es ist natürlich sauber. Schon ein bisschen verrückt, oder?

Die Produkte des Hauses

Wenn ich also morgens die Arbeit beginne, dann ist das erste Gerät, das ich einschalte, ein Computer, an dem ich den überwiegenden Teil meiner Arbeit erledige. Zu den Aufgaben der Abteilung Dokumentation und Archive gehört es, die Produkte des Hauses wie Audiofiles, Textdokumente und Fotos zu verwalten und nutzbar zu machen. Jeder, der zum Beispiel zu Hause schon einmal Fotos archiviert hat, weiß, wie viel Arbeit das machen kann. Nun wird seit einigen Jahren bei Deutschlandradio auf digitaler Basis produziert; das bedeutet für uns, dass wir ebenfalls digital arbeiten. Ein Archiv ist auch immer ein Spiegel von Produktionsbedingungen. Eine weitere Aufgabe ist, das Haus mit Informationen und Materialien, die für das Programm benötigt werden, zu versorgen – ebenfalls digital. Sie können sich vorstellen, dass wir nicht viel Begeisterung auslösen würden, wenn wir unseren Nutzerinnen und Nutzern die Auskunft gäben, dass sie sich ihre Zeitung innerhalb unserer Öffnungszeiten abholen kommen können.

Mit einem Klick alles sichtbar

Eine zentrale Bedeutung für die Abläufe spielen dabei Metadaten. In digitalen Prozessen sind sie von größter Bedeutung. Ein Foto, das im Internet veröffentlicht werden soll, nutzt den Kolleginnen und Kollegen nichts, wenn sie nicht gleichzeitig wissen, wer auf dem Foto zu sehen, in welchem Zusammenhang es entstanden und ob es für die Nutzung freigegeben ist. Da unterscheidet sich die digitale Welt nicht von der analogen. Auch früher waren diese Informationen wichtig und wurden verwaltet: in Katalogen, Büchern und Zettelkästen. Die Digitalisierung ermöglicht es aber, diese Informationen nur ein einziges Mal einzugeben und damit für alle weiteren Arbeitsschritte nutzbar zu machen. Gleichfalls macht sie es möglich, auch Ihnen mehr anzubieten: Zum Beispiel können wir inzwischen unsere Verschlagwortung dazu nutzen, Ihnen, basierend auf Ihren Interessen, in der Dlf Audiothek gezielt Hörvorschläge zu unterbreiten. – Während ich dies schreibe, sind wir mit Vorbereitungen zum 60. Geburtstag von Deutschlandfunk beschäftigt. Meinen Ausführungen zum Trotz und zu meiner großen Überraschung bedeutet das, dass ich viel Zeit mit Recherchen zwischen den Regalen im Magazin verbringe. Also dort, wo es keine Fenster gibt, wo es nach Papier riecht und wo in der Ecke auch schon mal etwas Staub liegt.