Katrin Weller Digitale Möglichkeiten kreativ nutzen

Portrait der freien Journalistin Katrin Weller
Katrin Weller (Deutschlandradio / Bettina Fürst-Fastré)
STECKBRIEF
Name: Katrin Weller, Köln
Position: Zuständig für Podcasts im Bereich Audience-Development in der Abteilung Multimedia/Online, Deutschlandradio
Lieblingspodcast: Deutschlandfunk – Der Tag
Neulich hat mich eine Freundin mit ihrer kleinen Tochter besucht. Nuria, fünf Jahre alt, schaut mich mit großen Augen an, als ich ihr eine Kassette mit einem Kinderhörspiel in die Hand drücke. „Was ist das?“, fragt sie verwundert. Ich muss schmunzeln und fühle mich alt. Als ich fünf war, Ende der 80er-Jahre, habe ich Kassetten geliebt und gesammelt. Heute hat kaum mehr jemand einen Kassettenrekorder – warum auch, das Streamen von Inhalten ist kinderleicht. (Nuria fragt nicht selten „Alexa“ nach ihrem Lieblingslied.)
Hören findet zeitversetzt statt
Es ist aber nicht nur die Technik: Auch unsere Hörgewohnheiten wandeln sich. Das zeitversetzte Hören, also Audio-on-Demand, nimmt stetig zu. Diese Entwicklung beschäftigt uns Radiomenschen: Sind unsere Inhalte in der digitalen Welt gut auffindbar? Auf welchen Plattformen sind unsere Nutzerinnen und Nutzer unterwegs? Welche Erwartungen stellen Hörerinnen und Hörer an Podcasts, zum Beispiel mit Blick auf die Erzählweise? Mit solchen Fragen beschäftige ich mich fast täglich. Nach meinem Journalistik-Studium und vielen Jahren, in denen ich als Moderatorin und Autorin vor allem über Kultur- und Musikthemen berichtet habe, gehöre ich seit Mitte des vergangenen Jahres zum „Audience Development“-Team in der Abteilung Multimedia/Online von Deutschlandradio. Wir interpretieren Ergebnisse der Medienforschung, beobachten, welche neuen Anwendungen auf den Markt kommen, und erarbeiten digitale Strategien. Was mich dabei motiviert, sind meine große Leidenschaft fürs „gute alte“ Radio und die neuen Möglichkeiten, die sich im Digitalen bieten. Es gibt zum Beispiel keine beschränkte Sendezeit. Wir können Geschichten noch einmal anders erzählen: hintergründiger und manchmal auch persönlicher.
Neue Formatideen sondieren
Dabei macht mir vor allem die Zusammenarbeit mit den exzellenten Fachredaktionen der Deutschlandradio-Programme große Freude. Beispielsweise, wenn wir gemeinsam überlegen, wie wir den erfolgreichen Wissenschaftspodcast „Deep Science“ in der zweiten Staffel weiterentwickeln können. Oder wenn wir neue Formatideen sondieren. Da sind Kreativität, Kenntnis der Podcast-Landschaft und der „richtige Riecher“ bei der Themenauswahl gefragt. Daneben versuche ich, wann immer es geht, neue, auch internationale Podcasts zu hören. Von meinen alten Kassetten kann ich mich übrigens trotzdem nicht trennen. Vielleicht, weil es da eine schöne Gemeinsamkeit mit Podcasts gibt: Man kann sich wunderbar in Geschichten vertiefen, die direkt ins Ohr gehen.