Maja EllmenreichZeit für gute Gespräche und Wunschmusik

Portrait einer dunkelhaarigen Frau mit Brille vor weißem Hintergrund
Maja Ellmenreich (Deutschlandradio/Bettina Fürst-Fastré)
STECKBRIEF
Name: Maja Ellmenreich
Position: Redakteurin und Moderatorin „Zwischentöne“ und „Kultur heute“, Deutschlandfunk
Lieblingssendungen/Podcasts:
Informationen am Morgen
Mo. – Fr., 5.05 Uhr, Sa., 6.10 Uhr
Klassik-Pop-et cetera
Sa., 10.05 Uhr
Podcast "Jüdisch in der DDR"
Podcast "Achtsam"
Ich bin ein Sonntagskind. Im echten wie im Radioleben. Während ich jedoch an einem Sonntagmittag im April 1974 per Sturzgeburt zur Welt kam, lasse ich es mittlerweile ruhiger angehen am schönsten Tag des Wochenendes: Anderthalb Stunden dauert ein „Zwischentöne“-Gespräch, das am Sonntagmittag um 13.30 Uhr im Deutschlandfunk zu hören ist. Klassische Spielfilmlänge also für den Austausch mit einem Menschen, dem ich Löcher in den Bauch fragen darf. „Brauchen Sie auch mal Urlaub von Ihrer Geige?“, habe ich die Violinistin Carolin Widmann gefragt – und den Neonatologen Hubert Messner: „Haben Frühchen schon eine Persönlichkeit?“

Vorbereitung mit Leib und Seele

Ich empfinde es als großes Privileg, in Erfahrung bringen zu dürfen, was ich wissen will. Und zwar von Menschen, die mich wirklich interessieren. Es ist oberstes Gebot bei den „Zwischentönen“, dass ich entscheide, wen ich einlade. Schließlich verbringe ich viel Zeit mit meinen Gästen: Ich lese ihre Bücher, höre ihre Musik, schaue ihre Filme. Bevor ich die Yoga-Pionierin Anna Trökes zum Gespräch getroffen habe, lag ich zu Hause als Kobra in einem ihrer Online-Kurse auf der Matte. Interviewvorbereitung mit Leib und Seele. Und natürlich mit Musik! Denn nicht nur von Leben und Arbeit, von Begegnungen und Erlebnissen meiner Gäste möchte ich hören. Der Schlüssel zu unerwarteten Geschichten ist oft die Wunschmusik. Kann gar nicht bunt genug sein, sage ich beim ersten Telefonat. Und nicht selten stürzt gerade diese gut gemeinte Freiheit die Gäste in tiefe Not: Dann erreicht mich plötzlich eine Mail mit 20 Titeln und der Betreffzeile „Ich kann mich nicht entscheiden“.

Die richtige Entscheidung

Bei den „Zwischentönen“ mit dem Schriftsteller Robert Seethaler habe ich die Wahl bis zum letzten Moment aufgeschoben. Am Ende fragte ich ihn im Studio, nach welcher Musik ihm nun sei, und zählte auf, was noch ungespielt auf dem digitalen Plattenteller lag. „Das überlasse ich Ihnen, war ja UNSER Gespräch. Wenn Sie jetzt aber was Falsches sagen, sind wir für immer Feinde!“ Todesmutig habe ich mich für Mahalia Jackson entschieden. Er war einverstanden. Apropos Musik. Mit ihr hat mein Deutschlandradio- Leben begonnen: mit einem Musikvolontariat in Berlin. Dann lange Jahre als Kammermusikredakteurin in Köln, verantwortlich auch für „Klassik-Pop-et cetera“. Und jetzt entscheide ich bei „Kultur heute“ neben vielem anderen, welche aktuellen Musikthemen in die Sendung gehören. Mein Traum, am Mikrofon der „Zwischentöne“ zu sitzen, ist im Jahr 2020 in Erfüllung gegangen. Wie gesagt: Ich bin ein Sonntagskind.
Maja Ellmenreich
Redakteurin und Moderatorin „Zwischentöne“ und „Kultur heute“, Deutschlandfunk
Aus dem Magazin, Ausgabe März 2024