Mario DobovišekDen Überblick behalten und Ruhe bewahren

Ein Mann mit Brille sitzt an einem Konferenztisch mit Mikrofonen, im Hintergrund das Deutschlandradio-Logo
Mario Dobovišek (Deutschlandradio/David Ertl)
STECKBRIEF
Name: Mario Dobovišek
Position: Chef vom Dienst (CvD), Deutschlandfunk
Lieblingssendungen/Podcasts:
Informationen am Morgen Mo. – Fr., 5.05 Uhr, Sa., 6.10 Uhr
Hintergrund Mo. – So., 18.40 Uhr
Eine Stunde History Mo., 22.00 Uhr, und als Podcast
Podcast „KI verstehen“
5.05 Uhr. Draußen ist es dunkel. Drinnen geht das Rotlicht für die „Informationen am Morgen“ an. Ich bin gespannt auf meine Interviewgäste – auf das, was der Morgen bringt …
13 Jahre lang durfte ich das aktuelle Programm im Deutschlandfunk mitgestalten. Als Moderator, als Reporter und zwischendurch als Korrespondent in unserem Hauptstadtstudio. Schnell auf Sendung, live, präzise, ohne Schnörkel. Genau das macht für mich „mein Medium“ Radio aus.

„Breaking news“-Situationen

Inzwischen wirke ich eher hinter den Kulissen: als CvD des Deutschlandfunks, als Chef vom Dienst. Ich sitze in der Chefredaktion und halte dort viele Fäden zusammen. Es knallt in Frankreich, in der Türkei bebt die Erde: Wann „öffnen“ wir unser Programm? In solchen „Breaking news“-Situationen koordiniere ich Sondersendungen mit unseren Redaktionen in den Hauptabteilungen Politik und Kultur, ich webe sozusagen wie eine Spinne die einzelnen Fäden zu einem Ganzen. Auch bei planbaren Ereignissen wie Wahlen, dem Jubiläum „100 Jahre Radio“ oder der „IGLU-Lesekompetenzstudie“ im vergangenen Jahr organisiere ich unsere Programmänderungen. In meinem Arbeitsalltag spielen Krisen eine große Rolle. Vor dem Deutschlandfunk war ich im Zivil- und Katastrophenschutz tätig, war Teil von Einsatzleitungen und -stäben im In- und Ausland. Von dieser Erfahrung zehre ich noch heute und bringe mein Wissen gerne in unsere Berichterstattung ein. Auch hat mir dieser Hintergrund dabei geholfen, als stellvertretender Leiter unserer „Corona-Taskforce“ Deutschlandradio durch die schweren Monate der Pandemie zu führen. Deutschlandradio mit seinen drei Programmen, die als Teil der „kritischen Infrastruktur“, etwa mit Blick auf die Warnung vor Gefahren, nicht einfach vorübergehend den Sendebetrieb einstellen können.

Sicherheit vor Schnelligkeit

Pandemie, Krisen, Katastrophen, Kriege – wir leben in unruhigen Zeiten! Als CvD des Deutschlandfunks stehe ich regelmäßig in Kontakt mit unseren Auslandskorrespondentinnen und –reportern. Ich begleite sie von Deutschland aus durch ihre teils gefährlichen Einsätze etwa in der Ukraine: Sicherheitstrainings und -briefings, Schutzweste und -helm, Satellitentelefon und GPS-Tracker, Versicherung und Evakuierungspläne. Auch nach belastenden Erlebnissen bin ich oft ihr erster Ansprechpartner. Ich bin mit den Sicherheits- und Auslandsabteilungen anderer Sender vernetzt – über die European Broadcasting Union sogar europaweit – und tausche mich mit Sicherheitsberatern und Behörden aus. Dabei geht Sicherheit immer vor Schnelligkeit, selbst wenn unsere Reporter am liebsten sofort „lospreschen“ möchten, um Sie an den Radios und über die SmartphoneApps unmittelbar zu informieren.
Doch bei alledem gebe ich zu: Ich vermisse das Radiomachen am Mikrofon und bin mir sicher, dass wir uns eines Tages „wiederhören“ werden …
Mario Dobovišek
Chef vom Dienst, Deutschlandfunk
Aus dem Magazin, Ausgabe Januar 2024