In andere Lebenswelten eintauchen
Als Kind habe ich meinen größten Schatz in einem bunten Köfferchen verwahrt. Er ging mit mir auf alle Reisen und eröffnete mir die Möglichkeit für spontane Abenteuer. Diese erlebte ich mit den Heldinnen und Helden von meinen Lieblings-Hörspielkassetten, die ich in dem kleinen Köfferchen durch die Gegend transportierte. Unter anderem waren „Die drei ???“ meine ständigen Begleiter. Schon damals fiel mir der ungewöhnliche Name der Regisseurin auf: Heikedine Körting. Für mich stand als Kind außer Frage, dass diese Frau den besten Beruf der Welt haben musste. Sie war eine Geschichtenerzählerin und Geschichten wollte ich auch erzählen.
STECKBRIEF
Name: Tim Wiese
Position: Moderator bei Deutschlandfunk Kultur
Lieblingssendung:
Breitband Sa., 13.05 Uhr
Im Gespräch Mo.-Sa., 9.05 Uhr
Kakadu So., 7.30/8.05/9.05 Uhr
Name: Tim Wiese
Position: Moderator bei Deutschlandfunk Kultur
Lieblingssendung:
Breitband Sa., 13.05 Uhr
Im Gespräch Mo.-Sa., 9.05 Uhr
Kakadu So., 7.30/8.05/9.05 Uhr
Frühe Hörspiel-Liebe
Vielleicht hat meine frühe Hörspiel-Liebe sogar dazu beigetragen, dass ich Radiomoderator geworden bin. Deshalb war für mich auch der Moment besonders, als ich Heikedine Körting für die Sendung „Im Gespräch“ begegnet bin. Jahrzehnte nach meiner Kassetten-Zeit stand ich ihr an dem Ort gegenüber, an dem sie schon während meiner Kindheit Hörabenteuer aufgenommen und damit bis heute nie aufgehört hat. Ihr Studio befindet sich in einer alten Hamburger Villa unter dem Dach. Obwohl natürlich auch dort längst die digitale Technik Einzug gehalten hat, produziert die Regisseurin nach wie vor analog auf schweren, alten Bandmaschinen. Nicht, weil sie sich mit ihren 76 Jahren nicht mehr an Neues gewöhnen mag, sondern weil sie die Wärme und die Unmittelbarkeit der alten Technik schätzt. Ihre Begeisterung und Leidenschaft haben mich schwer beeindruckt.
Begeisterung für Geschichten
Es ist ein großes Glück, dass solche Begegnungen Teil meiner Arbeit sind. Immer wieder darf ich in andere Lebenswelten eintauchen und meine Eindrücke im Radio oder Podcast teilen. Oft hallen dabei gerade die Interviews nach, die anders als meine Hörspiel-Leidenschaft erst einmal nichts mit meiner eigenen Geschichte zu tun haben. Zum Beispiel, wenn mir eine Busfahrerin von ihrem Alltag erzählt, ein junger Geflüchteter vom Ankommen in Deutschland berichtet oder eine transsexuelle Bundeswehr-Kommandeurin von ihrer Arbeit. Diese ständigen Perspektivwechsel zeichnen für mich die Sendung „Im Gespräch“ aus, weil sie mich mit Wirklichkeiten außerhalb meines Alltags in Berührung bringen und meinen Horizont ständig erweitern. Meine Begeisterung für Geschichten ist also geblieben, auch wenn diese nicht mehr von Hörspielkassetten kommen, sondern sich aus der faszinierenden Vielfalt des „echten“ Lebens schöpfen.
Aus dem Magazin, Ausgabe August 2021