NachrufZum Tod von Rainer Burchardt

Der langjährige Deutschlandfunk-Chefredakteur Rainer Burchardt ist tot. Er starb im Alter von 77 Jahren in der Nähe von Bonn. Burchardt begann seine Laufbahn 1972 beim NDR im Kiel und war später ARD-Auslandskorrespondent in Brüssel, Genf und London. Für den Deutschlandfunk in Köln arbeitete er von 1994 bis 2006 als Chefredakteur und war dem Publikum auch in den Jahren danach noch als Autor von Kommentaren vertraut.

Portrait des ehemaligen Deutschlandfunk-Chefredakteurs Rainer Burchardt
Rainer Burchardt im Foyer des Kölner Funkhauses am 28. Juni 2011 (Deutschlandradio/Oliver Heisch)
„Auf Wiederhören!“- Rainer Burchardt live im Deutschlandfunk im Gespräch mit dem Moderator Jochen Spengler. Es ist sein letzter Tag als Chefredakteur an diesem 17. Februar 2006. Und Rainer Burchardt als Autor und Kommentator hält Wort. Immer pointiert, wissend und klar in seinen Meinungsbeiträgen und damit genau so, wie er es auch im Abschieds-Gespräch formuliert hatte: „Es kann niemals sein, dass ein Kommentar ausgewogen ist. Ein ganzes Programm sicherlich, aber ein „Zwar-Aber-Kommentar ist kein Kommentar. An Kommentaren sollen sich die Zuhörer auch ruhig mal etwas reiben, zur einen wie zur anderen Seite.“ Und – typisch Rainer Burchardt sein Einschub: „Ich nehme natürlich für mich in Anspruch, dass ich immer ganz meiner Meinung bin!“
Professionelle Leidenschaft zeichnete Rainer Burchardt aus und eine immense Neugier, Kenntnis und auch Lebenslust und der ihm eigene Humor. Und seine Stimme sprach für sich in des Wortes Bedeutung. Ich lernte Rainer Burchardt auf einem Treffen des Netzwerks Recherche in Hamburg kennen. Rainer Burchardt war im Vorstand dieser Journalisten-Vereinigung und hat sich maßgeblich für Qualitätsverbesserungen und Standards im Journalismus eingesetzt. Das Netzwerk tagte in einem weiten lichten Raum. Rainer Burchardts Stimme indes vom anderen Ende der Fläche war präsent, sonor, klug-charmant und erreichte alle Ohren, auch mit durchaus kritischen Inhalten. Und - das berichten mir alle Kolleginnen und Kollegen im Funkhaus Köln vom Chefredakteur des Deutschlandfunks: Rainer Burchardt konnte auch klar und deutlich sprechen und handeln, immer offen und direkt und immer zugewandt.
In diesem stillen Moment sind unsere Gedanken bei Rainer Burchardts Familie. Ihnen wünschen wir alle Kraft – immer im Wissen darum, wie präsent Rainer Burchardt im Kölner Funkhaus auch heute noch ist. Die Erinnerung an diesen gebürtigen Schleswig-Holsteiner prägt die Gegenwart und auch die Zukunft dieses Hauses. Ich darf im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen einen norddeutschen Gruß schicken und ich nutze Rainer Burchardts Worte:
„Auf Wiedersehen - mok dat gaud und wi denkt an Di, feste!“
Rainer Burchardt wurde am 23.05.1945 in Bad Segeberg geboren. Seine Tätigkeit als Chefredakteur beim Deutschlandfunk nahm er am 1. Juni 1994 auf. Zuvor arbeitete er beim NDR, als ARD-Auslandskorrespondent in Brüssel, Genf und London sowie einige Jahre als Sprecher des SPD-Bundesvorstands. Nach seinem Austritt beim Deutschlandradio am 28.02.2006 arbeitete er als freier Mitarbeiter weiter. Am 01.06.2010 trat er in den Ruhestand. Er verstarb am 12.12.2022.