Die im folgenden Beitrag genannten Archivbeiträge sind Teil der Ausstellung „Radiomomente aus 30 Jahren Deutschlandradio“, die in den Funkhäusern in Köln und Berlin zu sehen ist. Die Ausstellung können Sie im Rahmen von Veranstaltungen und Funkhausführungen besuchen. Ausgewählte historische Radiomomente zum Hören finden Sie hier.
Es ist 2005. Moderatorin Jana Wuttke verfolgt in der Sendung „Radiofeuilleton“ die Verkündung der Stimmenauszählung live: „Dann, Frau Wuttke, haben wir eine Bundeskanzlerin“, fasst Hauptstadtkorrespondent Michael Groth
den historischen Moment
kurz und knapp zusammen. Und hier ein Sprung ins Jahr 2001. Die Sendung „Corso“ wird wenige Minuten nach dem Anschlag auf das World Trade Center für einen
Live-Bericht
unterbrochen. „Es sind Bilder wie aus einem Horrorfilm“, beschreibt Journalist Peter Kapern die ersten Eindrücke. Dann schaltet er zu seinem Kollegen Siegfried Buschschlüter nach New York.
Seit 30 Jahren berichten die Programme von Deutschlandradio über das aktuelle Zeitgeschehen. Radiomomente wie diese versetzen die Hörerin oder den Hörer blitzschnell zurück in die Vergangenheit und rufen eigene Erinnerungen und Bilder historischer Ereignisse wach. Früher auf Tonbändern und heute in digitalen Datenbanken gespeicherte Features, Interviews oder Reportagen sind allerdings nicht nur kleine Stücke Zeitgeschichte, sondern geben auch Aufschluss darüber, wie sich Klangfarbe und journalistische Praxis über die Jahre verändert haben. Und ganz nebenbei gewähren sie spannende Einblicke in die Geschichte von Deutschlandradio und seinen Programmen, der sich im Deutschlandradio-Archiv bis in die Anfänge nachspüren lässt.
Als „Wiedervereinigung im Kleinen“ bezeichnete Historikerin Pia Deutsch die Gründung von Deutschlandradio. Am 1. Januar 1994 wurden Deutschlandfunk (Köln), RIAS (West-Berlin) sowie Teile von Stimme der DDR und Radio DDR 2 (Ost-Berlin), die sich in der Wendezeit als Deutschlandsender Kultur (DS Kultur) formiert hatten, unter dem Dach einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft namens Deutschlandradio zusammengeführt. Dadurch wuchsen nicht nur deren Sendungen und Mitarbeitende, sondern auch ihre Archive in Köln und Berlin zusammen.
Die heutige Abteilung Dokumentation und Archive von Deutschlandradio arbeitet nur noch selten mit analogen Beständen und schon lange werden keine Karteikarten mehr abgetippt. Als modernes Produktionsarchiv steht nicht nur die Dokumentation des aktuellen Programms im Mittelpunkt, sondern auch die Unterstützung der Redaktionen bei der Recherche. Im Archiv schlummern inzwischen über 400.000 Sendestunden, die schrittweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Unter anderem können Hörerinnen und Hörer in der Rubrik „Retro“ der Deutschlandfunk App auf eine kleine Zeitreise gehen und in prägenden historischen Beiträgen von Deutschlandfunk und RIAS stöbern.
Zum 30. Jubiläum von Deutschlandradio wurden aus diesem umfangreichen Bestand bewegende Radiomomente aus den letzten 30 Jahren recherchiert und online, bei Veranstaltungen und in einer Ausstellung zugänglich gemacht. Wie klang die Nachlese zur Wahl von Nelson Mandela 1994? Wie war die Stimmung an deutschen Bankschaltern am ersten Tag mit der neuen Währung Euro?
Sie sind herzlich eingeladen, in die historischen Radiobeiträge aus verschiedenen Sendungen und Podcasts von Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova reinzuhören. Welcher ist Ihr bewegendster, schönster oder informativster Radiomoment?
Von Laura Mattausch, Dokumentation und Archive (Deutschlandradio) und Maike Wiechert, Veranstaltungsservice (Deutschlandradio Service GmbH)